Liebe Reisefreunde,
ich habe die Zeit vom 30.12. bis 10. Januar in Ägypten verbracht. Um genauer zu sein, in El Gouna. Jetzt mögen viele von Euch sagen, ja ja, dort bekommt man nichts mit von dem was im Land passiert. Und was soll ich sagen? Genau so ist es und das ist auch gut so. Aber was man dort mitbekommt sind Menschen, die auf Grund der aktuellen Situation Ihre Heimatstadt Kairo verlassen haben, um im „sicheren“ Teil Ägyptens zu leben.
Ich habe mit vielen Menschen gesprochen. Deutschen, Schweizern, Norwegern, Franzosen, aber auch Ägyptern und sogar Saudis. Und ich muss sagen, trotz dessen, dass sich keiner (außer dem Genfer ;)) sicher waren, was hier passieren wird, und eine gewisse Unsicherheit herrscht, so sind sich doch fast alle einig, dass der Tourismus nur deshalb schwindet, weil die Berichterstattung durch die Medien falsch, schlecht reflektiert und vor allem sensationsgesteuert ist. Eines ist gewiss: das Land befindet sich im Umbruch. Doch scheint es, als wenn die eigentliche Revolution noch gar nicht recht begonnen hat. Denn die Ägypter sind sich bis dato nicht mehrheitlich sicher, was sie überhaupt wollen und in welche Richtung es gehen soll. Einzig der Wille zur Veränderung treibt alle an. Und dessen hat sich die Muslimbrüderschaft bedient: dem Willen zur Veränderung. Aber wie und in welche Richtung diese das Land führen will, wird oder soll, das steht noch auf keinem gewissen Blatt.
Und deshalb gehen die Leute auf die Straße. Sie wollen ihrem Unmut über 30 Jahre Diktatur Luft machen. Sie wollen zeigen, dass jeder eine Stimme hat. Wollen sich endlich frei fühlen. Ob dieser Freiheitswille mit dem westlichen Freiheitsgedanken gemeines hat, steht hier nicht zur Debatte.
Was ist dann geschehen? Dasselbe, was schon auf der ganzen Welt geschehen ist, wenn eine Regentschaft durch eine Revolution beendet wurde: es gibt immer jemanden oder etwas, das die Waffe bereithält mit der sich die Leute einschüchtern oder abholen lassen.
Ägypten wird noch einige Zeit brauchen, bis es sich gefunden hat. Es wird weiterhin auch Demonstrationen und schlechte Berichterstattung geben. Und warum spricht das auswärtige Amt keine Reisewarnungen für dieses Land aus? Ich kann nur mutmaßen, aber ich glaube, dass es daran liegt, dass für Touristen keine Gefahr besteht. Denn die Ägypter wollen ihren Staat neu definieren ? nicht die Welt verändern.
Daher auch mein Fazit: Ich werde weiterhin nach Ägypten fahren und dieses Land empfehlen, weil es kaum leuchtendere Farben und konstanteres Klima innerhalb von 4 Flugstunden gibt. Ich wäre sogar bereit dort meine Lager aufzuschlagen…